Ich möchte berührbar sein wie die Saite einer Harfe. Nur wenn die Saite berührt wird, gerät sie in Schwingung und entfaltet ihren Klang. Der Ton, der dieser Saite zu eigen ist, ist einzigartig und gemeinsam mit den Klängen der übrigen Saiten verbindet er sich zu einer Melodie.
So möchte ich sein! So mitschwingend, so verbunden, so in Resonanz.
Nicht immer spielt das Leben eine fröhliche Musik, doch die Lieder sind Ausdruck von Lebendigkeit. Ich möchte mich vom Leben bespielen lassen, möge es mir all die Klänge entlocken, die in mir schwingen.
Alles ist Klang – die Welt ist Klang. Mit all diesen Ereignissen, den fröhlichen und den traurigen, ergibt sich in jedem Augenblick ein neues Lied, ein neuer Klang, der uns alle durchdringt – ob wir dem lauschen oder nicht. Und natürlich vermischt sich das Weltenlied mit unserem eigenen Sound. Manchmal übertönt es uns, dann wieder ist unser Lied so laut, dass wir die Melodie der Erdengemeinschaft nicht mehr hören können.
Ich möchte die Achtsamkeit für die Töne dieser Welt in mir bewahren, möchte mich berühren lassen. Auf die meisten Ereignisse in dieser Welt habe ich keinen Einfluss. Ich habe noch nicht einmal die Zeit, mich mit all den großen und kleinen Dingen zu beschäftigen, die täglich das Zeitgeschehen bestimmen. Doch ich möchte mich in dem Bewusstsein berühren lassen, dass auf einer Ebene jenseits des Sichtbaren alles miteinander schwingt und nichts unabhängig von mir existiert. So, wie der Flügelschlag des Schmetterlings in Brasilien vielleicht einen Tornado in Texas auslösen kann (Edward N. Lorenz/ Schmetterlingseffekt).
Ich kann nicht auf all die Katastrophen und all das Leid schauen, das sich in näherer oder ferner Umgebung abspielt, aber ich will auch nicht wegschauen. Denn alles hat mit mir zu tun, was sich im Feld meiner Wahrnehmung befindet. Mich berühren zu lassen heißt nicht, mich gefangen nehmen zu lassen. Es heißt lediglich mitzuschwingen und dem Gefühl, das dadurch in mir entsteht, Raum zu geben. Manchmal ist es Angst, Wut oder auch Begeisterung und Freude. Wenn ich den Klang der Angst in mir zulassen und ihn mit den Tönen der Liebe und Zuversicht verbinden kann, entsteht vielleicht eine Ballade. Wenn der Rhythmus der Wut mich erreicht, kann ich ihn mit meiner Kraft vielleicht zu einem Trommelwirbel werden lassen.
Wenn ich mich von den Klängen des Leides nicht mehr berühren lasse, wenn ich mich vor meinem Mitgefühl verschließe, weil ich nicht mehr mitschwingen will, bin ich wie eine Saite, die nicht mehr gestimmt ist. Sie hat ihren eigenen Ton, doch fällt sie aus der Harmonie des Ganzen heraus.
Manchmal werde ich in Angst berührt, und das ist in Ordnung. Kriege und Leid dürfen Angst machen, denn sie wollen uns berühren, aufrütteln. Wenn uns die Angst jedoch gefangen nimmt, sind wir handlungsunfähig. Wenn wir mitschwingen, erzeugen wir neue Harmonien, die uns vielleicht den Weg in die Wandlung zeigen. Weigern wir uns diese Töne hören zu wollen, verdrängen wir sie, werden sie vielleicht von einem anderen umso lauter gesungen, damit wir sie hören.
Es ist die Zeit des Wandels und ein neues Weltenlied wird angestimmt. Ich möchte mich von den neuen Klängen dieser Zeit berühren lassen, mitschwingen, durch all die sensiblen Empfindungen.
Wenn du dich in deiner Sensibilität und Berührbarkeit auch und gerade in dieser Zeit erfahren willst, lade ich dich ein zu meinem Workshop „BERÜHRT – SEIN“….
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